Unikate aus Holz
Familienunternehmen „Holzspielzeug Pfeiffer“ ist seit 2001 im Tierpark Germendorf ansässig und produziert vor allem Praktisches und originelles für Kinder
Die Säge steht nicht still, der Laser graviert Buchstaben in die Oberfläche, der Bohrer macht Späne, der Pinsel bleibt nicht trocken: Im Familienbetrieb „Holzspielzeug Pfeiffer“ wird ständig für Nachschub an Produkten gesorgt. Garderoben, Türschilder Messleisten, Hocker, Kalender, Fußbänke, Kerzenständer, Anhänger – jedes Stück wird mit Liebe gefertigt. Seit fast einem Vierteljahrhundert.
Hauptverkaufsstandort ist seit 2001 der Tierpark Germendorf. Dort hat die Familie einen Laden. Jeder freie Platz an den Wänden ist mit den Holzarbeiten bestückt. Ein echter Blickfang. Die Schubläden sind voll, Regale ebenso, an den Verkaufsständern hängen unzählige kleine Artikel wie Schlüsselanhänger, Namensschildchen, Ketten, Herzchen, Wale oder Schmetterlinge. „Das meiste davon ist Merchandise“, sagt Anne-Marie Pfeiffer, Tochter von Firmen-Inhaberin Corinna Pfeiffer und Papa Stephan. Die 37-Jährige ist seit ihrem Eintritt in das Unternehmen für das Marketing, die Kundenkommunikation, die Buchhaltung und das Lasern zuständig.
In dem Laden im Tierpark gehen eher die kleinen Artikel – die zum Mitnehmen – über den Tisch. Die größeren werden meist bestellt; weil sie sich nicht gut in die Tasche stecken lassen. Vor allem aber, weil es Anfertigungen auf Wunsch sind, hochpreisiger und zu 100 Prozent individuell gestaltet: Name, Farbe, Motiv. Das braucht etwas Zeit, maximal zwei Wochen. Die Garderobe mit dem Bagger liegt in der Gunst der Käufer ganz vorn. Sie sei funktional und ein wunderschönes, dekoratives Element für das Kinderzimmer, so Anne-Marie Pfeiffer. Die natürliche Holzoptik passe perfekt zu jeder Einrichtung und verleihe dem Raum eine warme und gemütliche Atmosphäre. Die Messleiste, an der die Kinder ihre Körpergröße anzeichnen lassen können, folgt der Garderobe in der Rangliste.
Zum kleinen Pfeifferschen Familienteam gehört auch Mitarbeiter Christian, der die Stellung im Tierpark hält. Seit etwa zehn Jahren ist er schon dabei. Direkt vor Ort bereitet auch er Produkte mit der Säge vor oder vollendet sie. Die eigentliche Werkstatt befindet sich jedoch in Bärenklau, auf dem Grundstück von Corinna und Stephan Pfeiffer. Dort hatte alles angefangen, als die gelernte Krippenerzieherin und leidenschaftliche Bastlerin Corinna Pfeiffer umschwenkte und aus ihrem Hobby ihren Beruf machte. Später (2010) stieß ihr Mann Stephan – einst Schiffsführer – dazu. Schließlich stieg auch Tochter Anne-Marie nach ihrem BWL-Studium ein.
Die Werkstatt in Bärenklau ist zugleich die Ideenschmiede, in der die vielen originellen Motive entstehen und zum Leben erweckt werden. Bleistifte zum Vorzeichnen, Schablonen, Dekupiersäge, Kopfbohrmaschine und eine riesige Menge an Farbe, für das das ehemalige Kinderzimmer herhalten muss, sowie das Lasergerät sind die Werkzeuge beziehungsweise Hilfsmittel, die nötig sind, um die kleinen und praktikablen Wunderwerke herzustellen. „Ich sehe die Arbeit eher als Handwerk an denn als Kunst“, sagt die in Finowfurt lebende Anne-Marie. Es gebe allerdings immer wieder ganz spezielle Wünsche, für deren Umsetzung künstlerische Fähigkeiten gebraucht werden. Sie denkt da zum Beispiel an die Herausforderung, eine Garderobe mit einer Feuerwehr und einem Schloss zu verzieren. „Da haben wir die Fenster des Schlosses etwas rötlich gefärbt. Das sollte das Feuer symbolisieren.“
Die vergleichsweise recht hohen Preise (Bagger-Garderobe mit eigenem Namen für 120 Euro) konnten die Pfeiffers in den vergangenen Jahren stabil halten. „Dabei gingen die Holzpreise bis auf das Fünffache hoch, jetzt kostet es noch doppelt so viel wie vor der Energiekrise.“ Mit der Tischlerei Erik Brandenburg habe man einen zuverlässigen Partner, der das FSC-zertifizierte Holz (Birke) in 80x50 sowie 20x130 Zentimeter großen Platten vorbereite.
Ein etablierter Vertriebsstrang ist der Shop auf der Homepage der Firma. Dort ist haarklein aufgelistet, was alles bestellt werden kann. Bereits am Rechner, Smartphone oder Tablet lassen sich aber auch schon alle Wünsche für die individuell gestalteten Produkte eingeben (Name, Größe, Geburtsdatum …). Das Gros der Kommunikation laufe per WhatsApp. Innerhalb einer Stunde bekomme man auf Nachfragen eine Antwort. Das kleine Unternehmen beteiligt sich auch am Verkauf „Face to Face“ (nicht nur in Germendorf). Dazu steuert das Quartett ausgewählte Märkte an. Die nächsten werden die Weihnachtsmärkte in Brook (1. bis 3. Dezember; zwischen Wismar und Lübeck), Liebenberg (2./3./9./10./16./17. Dezember), Angermünde (Gänsemarkt; 6./7. Dezember) und im Tierpark Germendorf (15. bis 17. Dezember) sein.
Auf den Märkten – am Germendorfer Standort sowieso – punkten die Pfeiffers mit der Bastelstraße. Die vor Ort gesägten Holzrohlinge oder Figuren können draußen in der Sonne bemalt und beglittert werden.
Wenn es tief in den Herbst hineingeht, nutzen die Pfeiffers die Zeit, um Produkte für die Weihnachtszeit vorzubereiten. Auf Adventskalender zum Selberfüllen und Selbstbemalen beziehungsweise Jahreskalender (mit Bastelrohlingen) können sich die Kunden jetzt schon freuen. Viele von ihnen wissen, was sie an „Holzspielzeug Pfeiffer“ haben. „Wir haben viele Stammkunden. Wer einmal bei uns gekauft hat, kommt in der Regel wieder. Ich denke, das hat auch damit zu tun, dass wir nichts von der Stange verkaufen, vieles personalisiert ist. Jedes Produkt ist ein Unikat.“
Fotos MAZ Beilagenheft vom 21.10.2023
Text und Fotos: Stefan Blumberg